Frührehabilitation
Die Frührehabilitation in unmittelbarem Anschluss an die Intensivstation ist der zentrale Baustein auf dem Weg zurück aus dem Koma oder Wachkoma. Noch vor 20 Jahren gab es praktisch keine entsprechenden Einrichtungen, heute verfügen wir über eine im Prinzip flächendeckende Versorgung.
Anfang der 90-er Jahre wurden in der Bundesrepublik die konzeptionellen medizinischen Grundlagen und Leitlinien zur Frührehabilitation erarbeitet und gleichzeitig innerhalb relativ kurzer Zeit ein nahezu flächendeckendes Netz von Frührehabilitationskliniken geschaffen. Eine gewisse "Blütezeit" lag in den Jahren 1995 bis ca. 2005. In dieser Periode war es möglich, Patienten im und nach Wachkoma für 9 - 12 Monate frührehabilitativ zu behandeln. Im Zuge der Kostendebatte im Gesundheitswesen wurde der Behandlungszeitraum drastisch gedrückt. Heute besteht zwar ein rechtlicher Anspruch auf Rehabilitation, aber es mehren sich die Fälle, wo Krankenkassen bereits nach 3 Wochen die weitere Finanzierung verweigern mit dem Argument, es sei kein Rehapotential (mehr) vorhanden.
Wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass eine solche Argumentation - abgesehen von einigen Einzelfällen - fachlich unzulässig ist. Neurologische Frührehabilitation braucht vor allem eines: Zeit. Die Prozesse der Remission sind langsam und auch immer wieder mit Rückschritten verbunden.
Unter einem vermeintlichen oder auch tatsächlichen kurzfristigen "Kostendruck" verstummen "trotz der belegten Ergebnisse [...] in weiten Teilen unserer Gesellschaft die skeptischen Fragen zur Frührehabilitation nicht: Was das denn sei? Was das soll? Was dabei herauskommt? Ob es sich lohnt?" Und obwohl man meinen könnte, "es sei doch fast bis zum Überdruss längst alles dazu gesagt und geschrieben, gelten offensichtlich im Kampf um Anerkennung der Frühreha einige von deren Grundprinzipien: Geduld, Geduld und stetige Wiederholung" (A. Ritz).phIm folgenden informieren wir über die Konzeption von Frührehabilitation, ihre Funktionsweise und Methoden. Es soll Betroffene und Angehörige in die Lage versetzen, die Prozesse auf einer Station für Frührehabilitation zu verstehen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten in diesem Prozess mitzuwirken. Eine Vielzahl von Studien belegt, wie wichtig, ja nahezu unverzichtbar, gerade Angehörige dabei sind. Die Informationen sollen helfen, sich ein Bild über Merkmale einer fachlich guten Frührehabilitation zu machen, sich selbst positiv in diesen Prozess einzubringen und auch frühzeitig zu erkennen, wo für den Betroffenen mögliche Verbesserungen und Alternativen der Behandlung liegen könnten.
Anfang der 90-er Jahre wurden in der Bundesrepublik die konzeptionellen medizinischen Grundlagen und Leitlinien zur Frührehabilitation erarbeitet und gleichzeitig innerhalb relativ kurzer Zeit ein nahezu flächendeckendes Netz von Frührehabilitationskliniken geschaffen. Eine gewisse "Blütezeit" lag in den Jahren 1995 bis ca. 2005. In dieser Periode war es möglich, Patienten im und nach Wachkoma für 9 - 12 Monate frührehabilitativ zu behandeln. Im Zuge der Kostendebatte im Gesundheitswesen wurde der Behandlungszeitraum drastisch gedrückt. Heute besteht zwar ein rechtlicher Anspruch auf Rehabilitation, aber es mehren sich die Fälle, wo Krankenkassen bereits nach 3 Wochen die weitere Finanzierung verweigern mit dem Argument, es sei kein Rehapotential (mehr) vorhanden.
Wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass eine solche Argumentation - abgesehen von einigen Einzelfällen - fachlich unzulässig ist. Neurologische Frührehabilitation braucht vor allem eines: Zeit. Die Prozesse der Remission sind langsam und auch immer wieder mit Rückschritten verbunden.
Unter einem vermeintlichen oder auch tatsächlichen kurzfristigen "Kostendruck" verstummen "trotz der belegten Ergebnisse [...] in weiten Teilen unserer Gesellschaft die skeptischen Fragen zur Frührehabilitation nicht: Was das denn sei? Was das soll? Was dabei herauskommt? Ob es sich lohnt?" Und obwohl man meinen könnte, "es sei doch fast bis zum Überdruss längst alles dazu gesagt und geschrieben, gelten offensichtlich im Kampf um Anerkennung der Frühreha einige von deren Grundprinzipien: Geduld, Geduld und stetige Wiederholung" (A. Ritz).phIm folgenden informieren wir über die Konzeption von Frührehabilitation, ihre Funktionsweise und Methoden. Es soll Betroffene und Angehörige in die Lage versetzen, die Prozesse auf einer Station für Frührehabilitation zu verstehen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten in diesem Prozess mitzuwirken. Eine Vielzahl von Studien belegt, wie wichtig, ja nahezu unverzichtbar, gerade Angehörige dabei sind. Die Informationen sollen helfen, sich ein Bild über Merkmale einer fachlich guten Frührehabilitation zu machen, sich selbst positiv in diesen Prozess einzubringen und auch frühzeitig zu erkennen, wo für den Betroffenen mögliche Verbesserungen und Alternativen der Behandlung liegen könnten.
Physiotherapie
Was leistet die Physiotherapie? Physiotherapeuten können sicher keine Wunder vollbringen, aber sie können helfen und begleiten auf dem langen Weg in Richtung auf eine relative, individuelle Selbständigkeit.
Erfahrungen in der Therapie mit Wachkomapatienten zeigen, dass den Patienten nicht eine spezielle Therapieform zugeordnet werden kann. Vielmehr ist es die „gesunde“ Mischung aus allen Bereichen, welche dann auf den einzelnen Patienten abgestimmt wird. Es muss individuell herausgefunden werden, welche Form der Anwendung für den Patienten im Wachkoma gewinnbringend eingesetzt werden kann.
Dazu müssen sich Therapeuten folgende Fragen stellen:
Auf dieser Basis werden dann unterschiedliche Methoden der Physiotherapie eingesetzt.. Aus dem Bereich der speziellen Techniken sind folgende zu nennen:
Zu dem Bereich der Massage- und Reflexzonentherapien zählen unter anderem:
Ziel der Physiotherapie ist die Verbesserung bzw. Erarbeitung einer physiologischen
Dazu kommen weiterhin die Verbesserung und Erarbeitung
Erfahrungen in der Therapie mit Wachkomapatienten zeigen, dass den Patienten nicht eine spezielle Therapieform zugeordnet werden kann. Vielmehr ist es die „gesunde“ Mischung aus allen Bereichen, welche dann auf den einzelnen Patienten abgestimmt wird. Es muss individuell herausgefunden werden, welche Form der Anwendung für den Patienten im Wachkoma gewinnbringend eingesetzt werden kann.
Dazu müssen sich Therapeuten folgende Fragen stellen:
- Reagiert unser Patient mehr auf taktile Reize, oder mehr auf auditive Reize, oder mehr auf visuelle Reize?
- Mit welcher Kombination der Reize kommen wir weiter? Das heißt, wie müssen wir den Patienten anfassen (fest oder sanft), ansprechen (laut oder leise) und wieviel und was soll er sehen?
Auf dieser Basis werden dann unterschiedliche Methoden der Physiotherapie eingesetzt.. Aus dem Bereich der speziellen Techniken sind folgende zu nennen:
- das Bobath-Konzept
- Weichteildiagnostik und –behandlung nach Cyriax
- Orthopädische Manuelle Therapie
- Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation
- Vojta
- Schlingentisch
- Craniosacrale Therapie
- Funktionelle Bewegungslehre nach Klein-Vogelbach
Zu dem Bereich der Massage- und Reflexzonentherapien zählen unter anderem:
- Klassische Massage
- Lymphdrainage
- Unterwassermassage
- Kolonbehandlung
- Bindegewebsmassage
- Reflexzonentherapie am Fuß
- Hydro- und Balneotherapie
- Thermotherapie
- Elektrotherapie
Ziel der Physiotherapie ist die Verbesserung bzw. Erarbeitung einer physiologischen
- Tonusanpassung
- Gelenkbeweglichkeit
- Kopfkontrolle
- Rumpfkontrolle / Sitzhaltung
Dazu kommen weiterhin die Verbesserung und Erarbeitung
- der Willkürmotorik
- eines eventuell anfallenden Transfers, insbesondere zwischen Bett und Rollstuhl
Ergotherapie
Ergotherapie begleitet, unterstützt und befähigt Menschen jeden Alters, die in ihren alltäglichen Fähigkeiten eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind, für sie bedeutungsvolle Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung und Produktivität, aber auch der Freizeit, in ihrer Umwelt durchführen zu können. Ziel ist es, durch den gezielten Einsatz von Aktivitäten, Betätigung und Umweltanpassung dem Menschen eine größtmögliche Handlungsfähigkeiten im Alltag, Lebensqualität und gesellschaftliche Partizipation zu ermöglichen.
Im Bereich der Neurologie und mit Menschen im Wachkoma ist vorrangiges Ziel die Vigilanzsteigerung(Wachheit). Des Weiteren gilt es, die physischen, psychischen und kognitiven Fähigkeiten zu verbessern. Bei positiver Entwicklung ist es durchaus möglich, den Patienten für ein betreutes Wohnen und ein weitestgehend selbst bestimmtes Leben vorzubereiten und ggf. therapeutisch zu begleiten.
Um dieses Ziel zu erreichen, werden in der Ergotherapie verschiedene Maßnahmen eingesetzt:
Im Bereich der Neurologie und mit Menschen im Wachkoma ist vorrangiges Ziel die Vigilanzsteigerung(Wachheit). Des Weiteren gilt es, die physischen, psychischen und kognitiven Fähigkeiten zu verbessern. Bei positiver Entwicklung ist es durchaus möglich, den Patienten für ein betreutes Wohnen und ein weitestgehend selbst bestimmtes Leben vorzubereiten und ggf. therapeutisch zu begleiten.
Um dieses Ziel zu erreichen, werden in der Ergotherapie verschiedene Maßnahmen eingesetzt:
- Basale Stimmulation
u.a. zur Tonusregulation der Arme, des Rumpfes, Kopf / Hals - Führende Bewegungen nach Affolter
u.a. Verbesserung der Wahrnehmung zwischen Körper und Umwelt - Übungen / Training der Grob- und Feinmotorik
u.a. zur Verbesserung der Greiffunktionen, zur Erweiterung des Bewegungsausmaßes - FOTT(Therapie des fazio-oralen Traktes)
u.a. mundmotorische und taktile Stimmulation, Mundhygiene, insbesondere in Zusammenarbeit mit Logopädie und Pflege - Hilfsmittelversorgung
z.B. Griffverdickungen, Tellerranderhöhungen - Interaktive Gruppen
z.B. Koch- und Frühstücksgruppen - Assistiertes Essen
Speziell auf den jeweiligenPatienten abgestimmte Hilfestellung während des Essens (in enger Zusammenarbeit mit Physiotherapie, Logopädie, und Pflege
Logopädie
Die Disziplin Logopädie befasst sich mit der Diagnostik und Therapie von Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen bei Menschen aller Altersstufen (vom Kleinkind bis zum Erwachsenen). Menschen, die eine logopädische Praxis nicht aufsuchen können, erhalten einen Hausbesuch. Das trifft auch für Wachkomapatienten zu. Auch für sie ist Logopädie eine unbedingt notwendige Therapie in der Langzeitversorgung.
Häufig wird Logopädie rein auf die Behandlung der Sprache reduziert. Und da für Menschen im Wachkoma das Sprechen meistens nicht mehr das Mittel zur Kommunikation ist, wird Logopädie häufig nicht verordnet. Übersehen wird, das Logopädie weitaus mehr umfasst. Zu ihrem Wirkungskreis gehören Inhalte, die für Menschen im Wachkoma unverzichtbare Hilfen sind, beispielsweise Beratung, Begleitung und Therapie von Schluckstörungen, die Mundpflege und das Trachealkanülenmanagement.
Es bedarf folglich der Information an Ärzte sowie Betroffenen und ihren Angehörige, welche Beiträge die Logopädie zur Förderung und Versorgung von Menschen im Wachkoma, zur Stabilisierung und Verbesserung ihrer Lebenssituation und Lebensqualität, leistet. Darüber soll der folgende Text einen kurzen Einblick geben.
Schluckstörung
Schluckstörungen stellt an das gesamte Umfeld besonders hohe Anforderungen. Sie sind auf Hilfestellungen und Unterstützung von Pflegepersonal, Angehörigen, Therapeuten und Ärzten angewiesen. Die Tatsache, dass Menschen im Wachkoma über eine PEG-Sondenanlage versorgt werden, bedingt therapeutische Maßnahmen, damit das Schlucken, zumindest in Teilen, wieder gelernt werden kann. Viele schluckgestörte Menschen verfügen über keinen oder nur stark eingeschränkten Schluckreflex. Aus diesem Grund zielen therapeutische Maßnahmen darauf ab, diesen Schluckreflex und den Vorgang des Schluckens zu trainieren und zu verbessern. Hierfür wird die facio-orale Muskulatur stimuliert, Bewegungen des Kehlkopfes initiiert, Lippenschlussübungen angebahnt, die Kieferregulation unterstützt etc. Angebote an den Mund (orale Angebote) durch eine Zahnfleischstimulation mit Flüssigkeiten wie Kaffee, Saft, Tee usw. sorgen ebenso für Geschmacks- und Geruchserlebnisse wie der Einsatz von Kausäckchen, die z. B. mit Obst, Salami, Schinken, Bonbons etc. gefüllt sind. Muskuläre und nervale Funktionen werden angeregt, ein Nahrungsersatz geschaffen und somit Lebensqualität erzielt. Voraussetzung ist jedoch, dass orale Angebote regelmäßig in den Tagesablauf integriert werden und folglich der Mund eine hohe Intensität durch Stimulation erfährt.
Positive Entwicklungen sind bei den betroffenen Menschen sogar noch nach Jahren möglich. Konsequenz, Kontinuität und ein langer Atem in der Betreuung des facio-oralen-Traktes sind notwendig, um oralen Angeboten den Stellenwert einzuräumen, der ihnen gebührt.
Häufig wird Logopädie rein auf die Behandlung der Sprache reduziert. Und da für Menschen im Wachkoma das Sprechen meistens nicht mehr das Mittel zur Kommunikation ist, wird Logopädie häufig nicht verordnet. Übersehen wird, das Logopädie weitaus mehr umfasst. Zu ihrem Wirkungskreis gehören Inhalte, die für Menschen im Wachkoma unverzichtbare Hilfen sind, beispielsweise Beratung, Begleitung und Therapie von Schluckstörungen, die Mundpflege und das Trachealkanülenmanagement.
Es bedarf folglich der Information an Ärzte sowie Betroffenen und ihren Angehörige, welche Beiträge die Logopädie zur Förderung und Versorgung von Menschen im Wachkoma, zur Stabilisierung und Verbesserung ihrer Lebenssituation und Lebensqualität, leistet. Darüber soll der folgende Text einen kurzen Einblick geben.
Schluckstörung
Schluckstörungen stellt an das gesamte Umfeld besonders hohe Anforderungen. Sie sind auf Hilfestellungen und Unterstützung von Pflegepersonal, Angehörigen, Therapeuten und Ärzten angewiesen. Die Tatsache, dass Menschen im Wachkoma über eine PEG-Sondenanlage versorgt werden, bedingt therapeutische Maßnahmen, damit das Schlucken, zumindest in Teilen, wieder gelernt werden kann. Viele schluckgestörte Menschen verfügen über keinen oder nur stark eingeschränkten Schluckreflex. Aus diesem Grund zielen therapeutische Maßnahmen darauf ab, diesen Schluckreflex und den Vorgang des Schluckens zu trainieren und zu verbessern. Hierfür wird die facio-orale Muskulatur stimuliert, Bewegungen des Kehlkopfes initiiert, Lippenschlussübungen angebahnt, die Kieferregulation unterstützt etc. Angebote an den Mund (orale Angebote) durch eine Zahnfleischstimulation mit Flüssigkeiten wie Kaffee, Saft, Tee usw. sorgen ebenso für Geschmacks- und Geruchserlebnisse wie der Einsatz von Kausäckchen, die z. B. mit Obst, Salami, Schinken, Bonbons etc. gefüllt sind. Muskuläre und nervale Funktionen werden angeregt, ein Nahrungsersatz geschaffen und somit Lebensqualität erzielt. Voraussetzung ist jedoch, dass orale Angebote regelmäßig in den Tagesablauf integriert werden und folglich der Mund eine hohe Intensität durch Stimulation erfährt.
Positive Entwicklungen sind bei den betroffenen Menschen sogar noch nach Jahren möglich. Konsequenz, Kontinuität und ein langer Atem in der Betreuung des facio-oralen-Traktes sind notwendig, um oralen Angeboten den Stellenwert einzuräumen, der ihnen gebührt.